Spaziergang durch den Juli-Garten

Ist es tatsächlich schon wieder ein Monat her, dass wir gemeinsam durch den Garten strawanzt sind? Mir kommt es vor, als wäre es gestern gewesen! Doch wenn ich mir die Fotos des Juli-Garten so ansehe, wird mir erst so richtig bewusst, wie wertvoll unsere monatlichen gemeinsamen Spaziergänge sind. So nimmt man doch viel intensiver wahr, was gerade blüht, wächst, reift oder leider auch vertrocknet ist :o) Kommt mit mir in den Juli-Garten!

Erst mal bin ich den vielen lieben Lesern aus Deutschland eine Erklärung schuldig. ‚Strawanzen‘ heißt, sich ‚herumtreiben, umher streifen‘! Nun könnt ihr euch doch auch gleich besser vorstellen, mit mir durch den Garten zu strawanzen, nicht wahr? ^^

Da schauen wir doch gleich einmal, in welchen Farben sich der Hang so präsentiert!

Blühendes

Generell dominieren bei mir die Farben rot, rosa/pink, blau und weiß. Zu einem gewissen Grad sollte man es ja mit der Farbmischung nicht übertreiben, um das Auge des Betrachters nicht zu überanstrengen. Doch mich hat die Natur längst belehrt, dass eine allzu strenge Ordnung nicht notwendig ist, und kleine Farbtupfer in Kontrastfarben ein richtiger Hingucker sind. Da kaufe ich doch im Jahr 2015 zwei Schafgarben im Gartencenter, die als rot blühend gekennzeichnet sind. Ich setze sie in mein rot-rosa-pink-blau-weißes Beet und was ist? Gelb haben sie geblüht! Und schön war’s! Mit Gefallen der gelben Blümchen hat schließlich mehr Gelbes und Oranges Einzug in den Garten gefunden. Sonnenbraut, Sonnenblumen, und die quasi Garten-Ersatzscheinwerfer: die gelbe Nachtkerze. So mischen sich zum Beispiel hier die abgeblühten lustigen Köpfe der gelben Sonnenbraut zwischen die Rosen-Nachblüte. Sieht doch nett aus, oder?

Sonnenbraut und Rosen

Und während die gefüllten Rosen ja nur wenig attraktiv sind für die Bienen und Schmetterlinge, sorgen die folgenden Kandidaten für ein wahres Summ-Konzert im Garten! Der Sommerflieder, die Stockrosen – hier in eher zarten Farbtönen – und die duftenden Sommerphloxe werden von den Insekten regelrecht belagert. Auch am blühenden Oregano geht es meist rund. Ein Wunder also, dass ich auch Fotos ohne meine flatternden Freunde geschafft habe!

Sommerflieder

Stockrosen in zarten Pastelltönen

Stockrosen

Blühender Oregano

Phlox in lila und weiß

Phlox in knallpink-neonorange

Der Farbton der letzten Phlox-Sorte geht je nach Lichteinfall von knallpink bis neon-orange. Einfach genial, was die Natur hervorbringt! Und nun seht ihr meine derzeit einzig blühende Sonnenblume, die wirklich alles gegeben hat, um mir nun bis zu den Knien zu reichen. Aber blühen tut sie doch trotzdem recht schön!

Zwerg-Sonnenblume

Auch habe ich mittlerweile ein sehenswertes Sortiment an Taglilien in verschiedenen Farben angesammelt. Sie sind so einfach zu handhaben und so unverwüstlich, dass ich sie an eine Stelle gesetzt habe, an der bei Regen das Wasser vom Nachbars Balkon direkt auf sie platscht. Sie lassen sich überhaupt nichts anmerken und schieben täglich ihre schönen, neuen Blüten nach. Wenn  es mich gerade freut, dann gehe ich eine Runde und zupfe die vertrockneten alten Blüten ab. Und wenn nicht, dann stört es auch überhaupt nicht, da bei der Blütenpracht ohnehin niemand auf das vertrocknete Zeugs links und rechts schaut.

Taglilien lachsfarbig

Taglilien in violett

Taglilien in orange-rot

Laterne im Blumenmeer

Die fransige Prachtscharte finde ich besonders lustig. Ihre Blütenkerze beginnt von oben zu blühen und arbeitet sich nach unten durch.

Prachtscharte

Gladiolen habe ich heuer zum ersten Mal gepflanzt. Eigentlich habe ich sie einfach gekauft und stand dann vor dem Problem, dass ich gar keinen Platz im Garten hatte. Mangels Beet habe ich einfach in einer Ecke zu graben begonnen und die Gladiolen zu meiner kleinen Schneeballhortensie und der Stockrose gesetzt, die schon seit etwa einem Jahr dort wachsen. Diese eher zufällige und spontane Kombination, hat sich als Glückstreffer heraus gestellt.

rote Gladiole mit Hortensie

Gladiolen nach dem Sommerregen

Gladiolen

Schneeballhortensie

Gladiolen-Hortensien-Stockrosen Beet

Womit ich ebenfalls noch kaum Erfahrung habe, sind die Dahlien. Nach meinem Erstlings-Versuch letztes Jahr, habe ich heuer schon etwa die fünffache Menge gepflanzt (ups!), das heißt ihr könnt euch schon einmal ausrechnen, dass ich ernsthaft Sucht-gefährdet bin. Schön langsam öffnen die ersten Dahlien im Juli-Garten ihre Blüten, und ich bin einfach nur verliebt!

Dahlienblüten

So, und mit dieser Funkien-Blüte verabschieden wir uns vom blühenden Teil des Gartens. Ich kann mir gar nicht erklären, warum so viele Gärtner die Blüten der Funkien abschneiden, damit sie dem Blattschmuck nicht die Show stehlen. Ich finde die lila Blüten in Kombination mit den attraktiven Blättern eine perfekte Kombination. Im Frühjahr, und wenn die Blüten dann wieder abgeblüht sind, dürfen die Blätter dann ohnehin wieder für sich allein sein.

Blühende Funkie

andalusische Fliesenwand

Kiesfläche und Klinkerbeet vor andalusischer Fliesenwand

Essbares

Jeden Tag mache ich mich auf in meinen Beerengarten und pflücke frische Himbeeren, Brombeeren, und Heidelbeeren um sie mir ins Frühstück oder Joghurt zu mischen. Auch der Mangold und die Zucchini liefern laufend Nachschub und sorgen dafür, dass die Einkäufe beim Bauernmarkt etwas kleiner ausfallen. Es ist schon ein Segen, wenn Obst und Gemüse direkt vor der Haustüre wachsen.

Die Tomaten, die ihr hier noch ganz grün seht, fangen langsam an sich zu verfärben. Nachdem ich eine Sorte gewählt habe, die in reifem Zustand eine rot-bräunliche Farbe aufweisen soll, bin ich mir derzeit nicht sicher, ob meine Tomaten einfach nur reifen, oder faulen. Ich warte mal ab und rede ihnen gut zu!

Tomate Tschernij Prinz

Cocktailtomaten

Gemüsebeet vor der schwedischen Gartenhütte

MinigurkenDie Minigurken sind einfach der Hammer! Ich habe drei Pflanzen gezogen, die jeden Tag ein paar Gurken für die Jause bereit stellen. Ein Ende der Ernte ist derzeit nicht in Sicht. Für mich steht fest: nächstes Jahr wieder! In größerer Menge! Und an einem besser geeigneten Standort mit ordentlicher Rankhilfe!

Und folgender Patient ist eigentlich keine Mini-Aubergine. Ob sie die benachbarten Mini-Gurken verunsichert haben, zu vollständiger Größe auszureifen? Na jedenfalls, ob aus diesem Baby noch eine richtige Melanzani wird, wage ich zu bezweifeln :o)

Melanzani-Baby

Und jetzt, bitte nicht lachen! Also Folgendes: Ich habe im Frühjahr aus gekauften Samen Zucchinipflanzen gezogen. Vor dem Urlaub im April habe ich sie ins Beet gestopft und sie haben tatsächlich überlebt. Nun steht auf der Samenpackung geschrieben, die Zucchinipflanzen würden lange, schmale, dunkelgrüne Früchte tragen. Und dann das:

Guerilla-Zucchini

Eine Guerilla-Zucchini! Ein Albino!

Na jedenfalls habe ich diese aufständische Zucchini entsorgt, und die Pflanze gleich mit dazu. Bei all den gruseligen Geschichten, von Zucchini-Sämlingen, die giftige Zucchini hervor bringen, die letztes Jahr kursiert sind, habe ich wohl etwas die Panik bekommen. Das war’s also mit dem Revolutionsführer im Gartenbeet. Habt ihr so etwas schon einmal erlebt? Bei gekauftem Saatgut sollten doch keine fremden Sämlinge dabei sein oder? Oder kann Saatgut einer bestimmten Sorte in manchen Fällen auch Früchte in andere Farben/Formen hervor bringen?

Verblühtes und Vertrocknetes

Vieles ist im Juli-Garten bereits abgeblüht. Doch es wäre viel zu schade, alles sofort zu stutzen und zu entsorgen. Die Mohnkapseln sind beispielsweise nicht nur im Beet eine schöne Abwechslung, sondern machen sich auch gut als Tischdeko!

Mohnkapseln

Mohnkapseln als Tischdeko

Den fast verblühten Lavendel habe ich geerntet und teilweise zu einem Strauß gebunden, teilweise einfach so zum Trocknen vorbereitet. So kann ich später einerseits das Sträußchen als Deko verwenden, und andererseits die restlichen Blüten in ein Lavendelkissen nähen und zum würzen in der Küche verwenden.

Lavendelernte

Auf dem unteren Foto seht ihr die Samenstände der Roten Spornblume. Sie sehen aus wie kleine Miniatur-Fallschirme, wie wir sie vom Löwenzahn kennen. Und genau so intensiv wie der Löwenzahn verbreitet sich die Spornblume auch mittels der kleinen Flugobjekte. Ich habe nichts dagegen, da die Löcher zwischen den Pflanzen ohnehin gestopft werden wollen und da freiwillige und gratis Blüten-Spender bei mir immer willkommen sind. Wenn ich sie an einem Platz nicht will, entsorge ich die kleinen Pflanzen einfach oder setze sie an einen anderen Ort.

Samenstände der roten Spornblume

Und hier schließlich der traurige Beweis, dass auch am Hang zum Grünen nicht immer alles im Grünen ist. Die frisch gepflanzten Akeleien im Schattengarten leiden enorm unter der Hitze der letzten Wochen. Ich habe zwar fleißig gegossen, aber die Tatsache, dass ich so lange keine Zeit hatte, um Rindenmulch zu besorgen und dass die Temperaturen überdurchschnittlich hoch waren, haben der jungen Pflanze ordentlich zugesetzt. Auch wenn sie nur ein paar Stunden Sonne pro Tag abbekommen hat, sind die Blätter teilweise regelrecht verbrannt. Die zweite Akelei hat überlebt, aber für den frühen Tod dieser kleinen hier fühle ich mich schon stark verantwortlich *schnief*

Akelei ist am vertrocknen

Erwachtes

Doch mit diesen traurigen Themen wollen wir unseren Spaziergang durch den Juli-Garten nicht beenden. Denn es gibt auch genug über Knospen in den Startlöchern, Jungpflanzen und wieder Auferstandene zu berichten!

Während sich die Fetthenne unter dem Rosen-Hochstämmchen schon einmal für ihre große Show rüstet, finden sich auf meinem Rindenmulch-Weg zahlreiche kleine Pflänzchen, die hier ungestört die gute Aussicht genießen. Es sind die Vexiernelken, die erst im zweiten Jahr blühen. Ich finde es praktisch, dass sie sich ausgerechnet am Rindenmulch angesiedelt haben, denn darunter befindet sich ein Gartenvlies. So lassen sich die jungen Pflänzchen ganz leicht ausreißen und an ihren endgültigen Bestimmungsort umpflanzen, wo sie nächstes Jahr in knallpink blühen werden.

Fetthenne

Fetthenne unter dem Rosen-Hochstämmchen

Vexiernelken am Rindenmulchweg

Doch mein größtes Gartenglück im Juli-Garten ist dieser Kandidat hier.

Mein Olivenbäumchen hat diesen Winter bei minus 16 °C draußen verbracht. An der Hauswand, eingewickelt in Kokosmatten und Gartenvlies. Das ganze Frühjahr über hat es ausgesehen, als hätte er es nicht geschafft. Immer wieder musste ich ihn vor dem Rauswurf aus dem Clan der Terrassenpflanzen bewahren und habe gepredigt, man müsse geduldig sein, mit dem jungen Mann. „Olivenbäume wachsen langsam“, dachte ich mir und habe ihn im April stark zurück geschnitten. Schon damals habe ich bemerkt, dass nicht alle Äste trocken waren, sondern das Bäumchen nur Kraft sammelt. Und nun, nach dieser längeren Hitzeperiode, gibt er plötzlich wieder Gas. Ein halbes Jahr hat es gedauert. Und so ist der frische Austrieb dieses tot-geglaubten heute unsere Erinnerung daran, dass es sich immer auszahlt, ganz genau hin zu sehen, die Dinge zu erkennen die noch nicht sichtbar sind, und geduldig zu sein.

Austrieb Olivenbäumchen

Was hat euch in eurem Juli-Garten oder auf eurem Balkon und eurer Terrasse am meisten Freude bereitet? Genießt den Sommer, meine Lieben und lebt euren Hang zum Grünen!

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  • Danke für den Spaziergang – eine wahrlich große Freude!!
    Großartig- die Geschichte mit dem totgeglaubten Olivenbäumchen!! ☺️

  • Wenn man deinen Spaziergang genießt, könnte man meinen, du hast ein großes Areal zur Verfügung, das du mit deinem Hang zum Grünen in ein Paradies für Pflanzen, unzählige Nutzinsekten und natürlich für euch selbst verwandelst. Dabei ist es doch eine recht überschaubare Anzahl an Quadratmetern. Hoffentlich sind deine Beiträge eine Anregung für viele Gartenbesitzer, weniger sterilen Rasen zu züchten, sondern ebenfalls eine große Vielfalt zuzulassen.Weiterhin viel Erfolg und viele Überraschungen!

    • Lieber Papa,
      Vielen Dank für dieses liebe Kommentar ❤
      Ja, man glaubt gar nicht was auf so einer kleinen Fläche alles möglich ist, wenn man nur genügend Phantasie hat. Unsere Ideen sind jedenfalls noch lange nicht alle realisiert 🙂 Ich hoffe natürlich auch, dass ganz viele Garten- und Balkonbesitzer hier Anregungen und Ideen finden!
      Alles Liebe,
      Julia

  • wow
    da hast du aber einen tollen Garten
    wunderschön deine Blütenpflanzen aber auch dein Gemüse..
    giftige Zuccinis??Habe noch nichts davon gehört 😉
    die vollreifen Früchte sind auch eher hell als dunkelgrün
    wie schön dass das Olivenbäumchen wieder austreibt

    liebe Grüße
    Rosi

    • Liebe Rosi,
      Vielen Dank, ja manchmal bringt der Garten überraschende Dinge hervor
      Aber das macht es ja so spannend!
      Alles Liebe,
      Julia