Hang zum Grünen

Hanggarten in Schattenlage: so habe ich die Gartengestaltung gemacht

Der Hang zum Grünen Schattiger Gartenabschnitt in Hanglage

Seit Monaten plane ich die Umgestaltung meines Garten-Ghettos. Meines liebenswürdigen hässlichen Entleins, das endlich zeigen soll was es drauf hat und wie liebenswürdig es doch ist. Die Herausforderung? Schatten! Nach intensiver Beschäftigung mit dem Thema kann ich euch sagen: eine schattige Ecke im Garten ist keine Last sondern eine Horizonterweiterung. Ich hoffe ihr findet Inspiration für eure Gartengestaltung und habt Lust sogleich mit der Planung zu beginnen!

Gartengestaltung Lektion 1: Potenzial erkennen

„Da kannst eh nur Efeu pflanzen, auf dem Hang. Da wächst sonst eh nix“, sagt der Polier zu mir, zwei Wochen vor der Schlüsselübergabe unserer Gartenwohnung vor drei Jahren. Ich hatte ihn gebeten, den Bagger noch einmal kommen zu lassen, um den 45 ° steilen und 6 Meter langen Hang zu terrassieren. So sollte zumindest eine kleine, ebene Zwischenstufe entstehen, damit der Hang leichter bepflanzbar wird. Sein Efeu-Kommentar nehme ich grinsend und mit leuchtenden Augen zur Kenntnis.

Ihr könnt euch bestimmt an meinen etwas philosophischen Ratgeber zur Planung einer neuen Gartenecke erinnern. Die geduldige Beobachtung der Gegebenheiten auf meiner scheinbar so kleinen Fläche hat gezeigt, dass hier viele verschiedene kleine Klimazonen herrschen und ein wahlloses Einpflanzen diversen Grünzeugs mich definitiv ins Unglück gestürzt hätte. Der obere Teil des Hangs bekommt im Sommer praktisch Dauersonne ab. Der untere Teil bekommt etwas Morgensonne, und wird dann während des Tages durch das Nachbarhaus beschattet. Am Abend gibt’s wieder 2 Stunden Sonne. Im Winter bekommt das untere Teilstück null Sonne.

Und genau um dieses Stückchen Erde soll’s heute gehen. Denn ich sage euch: mein hässliches Entlein ist erstrahlt. Wie in diesen amerikanischen Teenie-Romanzen, in welchen sich zu Beginn ein brillentragendes pickelgeplagtes Mädchen durchs Leben kämpft und schließlich mit genialem Make-up, Kontaktlinsen, Wallemähne und Petticoat-Kleid die Schönste am Abschlussball ist. Nur arbeiten wir halt ohne Make-up und Lockenwickler, sondern mit Blütenpracht, Mäuerchen und Wandmalerei (schöne Überleitung, gell? Und ich darf diesen Vergleich anstellen, weil selbst lange Zeit Pickelgesicht!). Aber so ein bisschen hysterisches mädchenhaftes Gekreische würde ich mir schon von allen erwarten, die die Ecke nach dem Umstyling zum ersten Mal sehen, nur um das gleich klar zu stellen!

Das wäre eigentlich ein Fall für Heidi Klum! Hier ist dein Foto!

Horizonterweiterung

Mir gefällt der Vergleich, weil wir schließlich auch auf der Suche nach dem wahren Potenzial unseres Fleckchens Erde sind. Dafür sehen wir uns die Basis an: in meinem Fall ein guter Lehmboden, eine Betonmauer als Abgrenzung, und genügend Platz. Denkt doch zum Beispiel auch mal an die wunderschön renovierten Bauernhäuser und alten Villen. Wenn es niemanden geben würde, der die Vorstellungskraft besitzt, sie in neuem Glanz erstrahlen zu lassen und gleichzeitig ihre Seele zu erhalten, dann würden sie alle schnell den hässlichen Betontürmen weichen müssen, wie es in so manchem Grazer Villenviertel passiert.

Wir haben natürlich die Macht, unseren Grund und Boden nach unseren Vorstellungen zu gestalten. Doch sollten wir bei der Gartengestaltung stets im Blickwinkel haben, wie sich dieser Gartenraum in seine Umgebung einfügt und mit welchen Gegebenheiten er umgehen muss, auch wenn er nach außen hin neu gestaltet wird. Wir sollten lernen, auch kleine Verbesserungen zu schätzen und kleine Unschönheiten als liebenswürdig zu erachten. Denkt an Authentizität, eure Handschrift und schaut wieviel Zutun wirklich nötig ist, um ein stimmiges Gesamtbild zu schaffen.

Los geht’s! Die Links führen euch jeweils zu den detaillierten Beschreibungen der einzelnen Bauphasen meines ganz persönlichen spanischen Königsgartens! Die Inspiration für diese Gartengestaltung stammt von Reisen nach Andalusien und Portugal. So habe ich das südliche Flair nun jeden Tag vor der Haustüre.

Teil #1: Klinkerbeet vor andalusischer Fliesenwand

Mein Klinkerbeet vor der andalusischen Wand kennt ihr ja bereits. Mittlerweile habe ich es mit Erde und Kompost befüllt und eine schattenverträgliche Clematis, eine Funkie, Bergenie und Farn gepflanzt. Die Clematis kennt man eigentlich als sonnenliebende Pflanzen. Doch es gibt Sorten wie Clematis viticella, montana oder alpina, die sich durchaus auch im Schatten wohlfühlen. Ich habe mich schlussendlich für eine Hybridsorte entschieden (Clematis Hagley Hybrid), die ich zufällig im Baumarkt entdeckt hatte. Laut Etikett ist sie auch für Schattenbereiche geeignet. Erst war ich skeptisch, doch sie gedeiht wunderbar und hebt sich mit ihren hellen lila Blüten perfekt von dem dunkelblauen Azulejo-Muster ab. Funkie, Farn und Bergenie sind ohnehin Gartenvampire und wollen die Sonne meiden. Zudem braucht die Clematis im Wurzelbereich Schutz vor der Sonne. Da kommen die niedrigen Begleitpflanzen gerade recht.

Teil #2 der Gartengestaltung: Gartenstufen

Der nächste Schritt war  die Erstellung der Gartenstufen, die ihr ja auch bereits kennt. Anfangs kamen sie gar nicht ordentlich zur Geltung weil rundherum nur Gestrüpp war. Aber wenn ihr weiter lest und seht, dann werdet ihr weiter unten noch sehen wie sie sich heute schön in das Gesamtbild einfügen.

Teil #3: ein Beet mit Klinkerziegeln

Im Mai  2017 ging’s schließlich wieder weiter mit der Umgestaltung. Aus dem wild wuchernden Grashang wurden zwei Beete – Hangbeete, natürlich! Die Klinkerziegel haben bereits den Winter fein gestapelt hinter der Gartenhütte verbracht. Die Bauweise unserer beiden neuen Gartenmauern ist dieselbe, wie ich es euch auch schon für das kleine Klinkerbeet gezeigt habe. Diesmal waren wir wieder ein bisschen schlauer und haben zwischen Klinkermauer und Erde noch eine Noppenfolie aufgebracht. Natürlich ist die Mauer stabiler und beständiger als z.B. eine Holzpalisade. Doch um die Mauer möglichst gut vor eindringendem Wasser und Frostaufbrüchen zu schützen, ist die Noppenfolie ein günstiges und wertvolles Must-Have.

Unsere Grundstücksgrenze verläuft eigentlich mitten über das untere Hang-Teilstück. Daher haben  wir die Mauer nur soweit gezogen, dass sie sich vollständig auf unserem Grundstück befindet und beschlossen, den Rest mit flexiblen Elementen zu gestalten. Man weiß ja nie. Auch wenn nicht damit zu rechnen ist, dass auf einem Quadratmeter mit 45 ° Neigung ein Nachbarskind Fußball spielen möchte, so möchte man doch auch niemandem durch rücksichtsloses Tun und scheinbare Vereinnahmung von Allgemeinflächen verärgern.

Gartengestaltung Teil #4: Vorbereitung der Beete

Nun wurde es ernst. Durch das neue Mäuerchen konnte ich durch Hinterfüttern  mit Erde das Hangstück zumindest teilweise etwas abflachen. Nun habe ich das gesamte Teilstück mit Unkrautvlies ausgelegt und mit U-förmigen Metallheringen im Boden fixiert. Es gibt auch diese Kunststoffstifte mit Widerhaken, die den Zweck gleichermaßen erfüllen, aber mir persönlich ist die Metallvariante sympathischer. An den Übergängen muss das Vlies schön überlappen, damit euer schönes Gartenbeet später keine grünen punkigen Streifen aufweist ;o)

Das Gartenvlies scheint auch unglaublich gemütlich zu sein:

Teil #5 – Pflanzenauswahl

Nun bin ich endlich mit meinen Notizen bewaffnet ins Gartencenter gefahren und habe dort auch nochmal mit den Gärtnern geplaudert und so manchen Plan verworfen. Wie schon öfters erwähnt, sollte man nicht zu sehr auf eine bestimmte Liste an Pflanzen fixiert sein, die zum Einsatz kommen sollen, sondern sich auch auf die lokalen Gegebenheiten einstellen und sehen welche selbstgezogenen Pflanzen die Lieblingsgärtnerei gerade im Angebot hat. Für welche Pflanzen ich mich entschieden habe und welche sonst noch für den Schattengarten geeignet sind, habe ich in einem eigenen Beitrag für euch zusammengefasst.

Teil #6 – Einpflanzen der Gartenvampire

  1. Dort wo gepflanzt wird, wird das Vlies einfach kreuzförmig eingeschnitten.
  2. Dann grabt ihr in diesem Bereich das Pflanzloch (immer etwa doppelt so groß wie der Wurzelballen eurer Pflanze).
  3. den Boden bessert ihr mit der passenden Erde (Gartenerde, Moorbeeterde, Komposterde) und ggf. Hornspänen auf, und  wässert sowohl die Pflanze als auch das Pflanzloch ordentlich.
  4. Nach dem Einpflanzen werden die Zwischenräume schön mit Erde aufgefüllt.
  5. Dann wird die Pflanze im Wurzelballen-Bereich nochmal kräftig angedrückt, damit sich eventuell verbleibende Hohlräume schließen.
  6. Gießen, die aufgeschnittenen Zacken des Vlieses wieder schön über den Wurzelbereich der Pflanze legen und später den Bereich mulchen (z.B. mit Rindenmulch).

Vor dem Pflanzen habe ich die Details zu den Pflanzen nochmals übersichtlich notiert und mir Gedanken zum Pflanzplan gemacht. Ich bin schon unglaublich gespannt, ob die Beete zu allen Jahreszeiten so aussehen werden, wie ich mir das vorgestellt habe. Gepflanzt habe ich wie folgt:

Teil #7 – Anlegen der Kiesfläche 

Wo der Hang zu Ende geht, tut sich eine ebene Fläche auf, die nach Regen immer unter Wasser stand. Die Tage nach dem Regen konnte man den Bereich ob der Schlammschlacht kaum betreten.  Das Gras wuchs kaum und die Büschel, die doch überlebten, hatten auch nicht gerade den großartigsten gestalterischen Effekt. Das habt ihr bei den Bildern zu Beginn dieses Posts ja auch schon ganz klar erkennen können. Da war die Idee einer Kiesfläche irgendwie naheliegend.

Für die Abgrenzung der Kiesfläche zum Allgemeingrund haben wir online eine Cortenstahl-Begrenzung bestellt. Nach dem Auspacken erstmal verwundert über den noch glänzenden Inhalt, haben wir gelernt, dass sich die Leiste nach dem Verbauen in wenigen Wochen zum gewünschten rostigen Wunderwerk entwickelt. Nach Anbringen der Leiste habe ich etwas stärkeres Steingartenvlies verlegt. Es ist ebenfalls wasserdurchlässig aber lässt dem Unkraut keine Chance.

Dann war es auch schon wieder Zeit für den Besuch in der Schottergrube. Freitag Nachmittags beschert einem das schon einmal die Begrüßungsworte: „Na supa, des a nu!“ der Mitarbeiter in der Schottergrube, die durch Kaffeegeld und die Information, das man eh vorhätte, die Steinchen per Hand selbst in die Bauwannen im Kofferraum zu schaufeln, zu besänftigen sind. Glück gehabt, schließlich will man ja auch mit der spaßigen aber dennoch langwierigen Gartengestaltung am Wochenende mal fertig werden.

Den Kies auf dem Vlies verteilt, et voilà, fertig ist die Königin des Abschlussballs.

Nur der Rindenmulch fehlt nun noch an manchen Ecken. Doch ich bin überglücklich über das Ergebnis meiner Gartengestaltung.

Was haltet ihr davon? Und welche Lieblinge habt ihr im Schatten stehen, die ihr uns unbedingt empfehlen wollt? Ich freue mich über eure Kommentare!

Lebt euren Hang zum Grünen!

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